Kerbespruch 1966
Wieder wie
in jedem Jahr,
sich
versammelt eine große Schar,
um zu hören
was wir aufnotiert
und was der Redner dann glossiert.
Doch wollen
wir nicht vergessen,
dass dieser
Tag hier ist bemessen
unseren
alten Kirche dort,
die Zierde
ist für unseren schönen Ort
Zu der wir
können mit unseren Sorgen eilen,
um in der
Nähe Gottes zu verweilen,
bis er
unser Gebet erhört
und uns Gnade und Frieden beschert.
Ihre
schönen Glocken klingen,
wenn sie
uns die Zeit überbringen
oder ermahnen uns zum Gebet,
zu einem
der über uns allen steht.
Die klingen
aber nicht nur zu diesen Zeiten,
sondern
auch, wenn zwei sich auf eine Hochzeit vorbereiten,
oder ein
kleines Kind die heilige Taufe erhält
und dann zu Gottes Herde zählt.
Aber wenn
wir nach jener Stätte wallen,
lassen sie
laut ihre Klagetöne erschallen.
Drum,
solange diese Kirche in uns lebt,
und ihr
Glockenton sich in die Luft erhebt,
werden wir
uns immer freuen
und jedes Jahr den Bund mit ihr erneuern. – V i v a t!
Doch nun
mal still,
weil ich
euch berichten will;
denn es ist
viel lustiges passiert
was wir hier auch aufnotiert.
Der
Bürgermeister hoch im Amt
ist allen Bürgern wohl bekannt.
Ständig
sieht man ihn eilen,
nirgendwo
vereilen;
er ist
stets im Trab
damit alles in der Gemeinde klappt.
Doch die
Krönung seiner Arbeit
wäre dann gegeben;
und das
kommt bestimmt in nächster Zeit
und wir werden es alle noch erleben;
wenn wir in
geschlossenen Reihen
unser Gemeindehaus einweihen.
Drum` lasst
uns in dieser Hoffnung verweilen
und mit ihm seine Sorgen teilen,
wenn wir
alle zu unserem Bürgermeister stehe’n,
wird alles
tausendmal besser geh’n. – V i v a t!
Jeden
Sonntag morgen,
der Pfarrer
in der Kirche Gottes Wort uns überbringt,
um zu
lindern unsere Sorgen,
damit wir
wieder froh und glücklich sind.
Doch scheint
es wenig Leute zu geben,
die heute
noch mit Sorgen leben,
denn meist
eilen wenige an jeden Ort,
der ist ihr
Seelenhort.
Warum ist
man nicht bereit,
wo man doch
hat soviel Zeit
eine Stunde ganz allein,
in der Nähe
seines Schöpfers zu sein? – V i v a t!
In Bärstadt gibt es seit altersher
eine Schule und noch vieles mehr.
Dort hat
der Lehrer einen schweren Stand,
die Kinder
sind oft außer Rand und Band,
sie toben
und lärmen von früh bis spät,
was jedem
bald an die Nerven geht.
Das Kinder
nicht gerne zur Schule geh’n,
dass haben
wir ja an uns gesehen.
Trotzdem
tut der Lehrer seine Pflicht
und ist bemüht im Unterricht
ihnen das alles beizubringen,
was sie im
Leben wird weiterbringen.
Wir, die
wir schon aus der Schule sind
und früher genauso waren,
merkten erst in spätren Jahren ,
was waren
wir doch so blind.
Heute geben wir es zu ganz klein
war waren wir doch so dumm,
könnten wir
noch einmal beim Charly sein,
was gäben
wir darum. – V i v a t!
Von unserem
Förster sieht man nichts mehr,
denn es ist
ja auch sehr schwer
Ordnung zu halten ohne Halt
in Feld und Wald.
Doch wird
er bald für seine Müh’ belohnt,
und er dann
auf einem höheren Sitze thront.
Und wir
werden es alle noch sehen,
wenn er als
Überförster durch die Wälder wird gehen. – V i v a t!
Nun wären
noch zwei Damen zu nennen,
ein jeder
tut sie kennen,
doch ist es
schon zur Gewohnheit geworden,
wenn die
eine uns, die andere eure Kinder tut versorgen.
Unsere
Schwester ist immer da,
wo zu
helfen ist,
ob es Tag
oder Nacht war,
sie ihre
Pflicht nicht vergisst.
Und unsere
Kindergärtnerin, die als „Tante Liesel“ auch bekannt,
versucht
ganz charmant
bei Lachen, Spielen, Singen
den Kindern
etwas beizubringen.
Drum sei an
diesem Tage,
den beiden Frau’n ein Lob gezollt
und ich glaube ohne Frage
das habt ihr schon lang gewollt. – V i v a t!
Zum Trinken
fuhr er eilends fort,
um dem Bier
zu huldigen am entsprechenden Ort.
Sein Auto
stellt er vors Cafè
dann tut der Heimweg nicht so weh.
Kaum saß er drin am runden Tisch,
ließ ihn
sein Auto schon im Stich.
Währenddessen
saß der Fahrer ahnungslos,
in der
Wirtschaft, war lustig und famos.
Ein Freund
kam zur Tür herein,
ist das
dein Auto, da unten ganz allein?
Nein, mein
Auto steht doch vor der Tür,
komm sieh
es dir an, da steht es hier!
Doch wo
noch vor Minuten sein Auto stand,
war nichts
mehr zu sehn, als der Straßensand.
Unten am
Pfeiler stand es jetzt,
oder besser
gesagt, der traurige Rest.
Es rollte,
wie es sollt nicht sein,
mitten in
den Garten hinein. – V i v a t!
Unsere
Feuerwehr, dass ist bekannt,
löscht
schnell und gründlich jeden Brand.
Doch diese
Tatsache, so tue ich kund,
hat wohl
bei uns einen tiefren Grund.
Unser neuer
Hauptmann, fesch in Uniform,
brachte
seine Mannschaft schnell in Form.
Durch seine
Übungen in Ort und Feld,
er seine
Leute stets auf dem neuesten Stand der Dinge hält.
Drum
bezeugen seine Männer stets aufs neu,
unserem
Hauptmann sind wir treu.
Auch die
Jugend schloß sich dieser Meinung an,
und steht
in der Feuerwehr ihren ganzen Mann.
Auch wären
die noch zu nennen,
die zwar
selbst nicht aktiv helfen können,
die aber
wissen etwas beizusteuern,
um in der
Wehr vieles zu erneuern.
Denn wenn
einmal ihr Haus brennt,
die
Feuerwehr auch rennt
und die Gefahr bekämpft mit Kraft und Mut,
um zu
retten ihr Hab’ und Gut. – V i v a t!
Mit 16
nimmt die Sache ihren Lauf,
die Twens
schreiten zum Mopedkauf.
Ist der
Kauf zu Papier gebracht,
wird eine
Probefahrt gemacht.
Die Kerze
glühen, die Auspuffe qualme,
dass bringt
bald jeden auf die Palme.
Es wird
Vollgas aufgedreht,
der Motor
keine Minute stille steht,
unter der
Linde wird sich getroffen um acht,
und dann
eine Spritztour gemacht.
In anderen
Ortschaften wird rumgeknattert,
und
geguckt, wo ein Mädchenrock flattert.
Jetzt haben
die Leute sich beschwert,
sie fühlten
sich des öfteren im Schlaf gestört.
Es wurde
ein Zettel in den Kasten gebracht
und den Mopedfahrern Kundt gemacht,
dass jeder
der die Ruh noch störte,
Ärger
kriegt mit der Behörde.
Warum nur
die Jugend angeklagt,
und nicht
nach denen mal gefragt,
die nachts
um zwölf machen Radau,
tuten aus
dem Schlaf die Frau,
nur damit
seine „Durchlaucht“
dass Garagentor nicht selber aufzumachen braucht?
Es gibt
eben, die machen das mit Absicht
und bei anderen geht es leiser eben nicht.
Drum sollte
jeder etwas Rücksicht nehmen,
die Jugend
weniger Vollgas geben
und die Älteren ihren Geist schwenken
und an ihre Jugend zurückdenken. – V i v a t!
Das Alter
soll ein jeder ehren,
doch die
Jugend soll sich wehren,
wenn ihnen
schon von vornherein,
gesagt
wird: „Daß lasst lieber sein“!
Die Alten waren auch mal jung
und brachten damals viel in Schwung
Warum, so frag ich euch nun
sollte es die Jugend heut nicht tun?
Soll denn
die Jugend nicht das tun,
was andere
in Anbetracht
schon viel
Freude hat gebracht?
Sie
gründeten, so sollt es sein,
nun einen
eigenen Verein.
Der
Schießsport wird hier Kund getan,
zieht Alt
und Jung gleichsam an.
In jedem
Wettstreit wird ermittelt,
wer
Schützenkönig sich betitelt.
Drum
sollten Alte und Junge sich nicht streiten,
sondern
gemeinsam die Wege beschreiten.
Die Jugend
will auch mal was zeigen,
und die
Älteren sollten dazu einmal die Köpfe neigen.
Das gilt
nicht nur für diesen Fall,
nein,
sondern all überall,
denn wenn
Alt und Jung sich versteh’n,
wird es
tausendmal besser geh’n. – V i v a t!
Sein Name
wird nicht Crook geschrieben,
die Pferde
doch, die tut er lieben.
Durch diese
Leidenschaft beflügelt,
war der
Kauf sehr schnell besiegelt.
Zu diesem
Sport benötigt er,
Reiterdress
und vieles mehr.
Drum hat er
sich gedacht,
es wird
gleich alles mit angeschafft.
Die Pferde
auch nur Geisteswesen sind,
hat ihn
schon öfters sehr verstimmt.
Man muß sie schieben, drücken, zieh’n,
sonst ist
es mit dem Reiten hin.
Nun gibt es noch etwas zu sagen,
Pferdchen
will ihn oft nicht tragen,
war er
links gut aufgestiegen,
blieb er
meistens rechts unten liegen.
Saß er
endlich auf dem Pferde drauf,
kam die
Tochter mit vollem Lauf
und während Vater dem Reitgenuß sich hingibt,
Tochter,
Pferd und Papa durch die Gegend schiebt.
Das Tier
braucht auch einen Stall,
der wird
gemietet, Knall auf Fall.
Dem Pferd
gefiel dieser nicht so sehr,
drum war
der Stall auch öfters leer.
Die
Reiterei, hier sei’s geklagt,
hat schon
manchen arg geplagt,
drum wollen
wir den Vers beschließen
und die anderen noch genießen. – V i v a t!
Jeden Tag
sieht man ihn,
wenn er
kommt und fährt wo hin.
Wenn er mit
Stahlroß durchs Ort knattert
und das Moped pfeift und rattert.
Das Moped
ist schon sehr alt,
aber es muß; seis mit Gewalt.
Mit Heulton
wird’s durchs Ort getrieben,
wenn es
nicht geht, dann muß er schieben.
Ist der
Kerze ml heißgelaufen,
sieht man
ihn die Haare raufen,
dass
Werkzeug wird eilends durchwühlt,
und die
Kerze erstmal gekühlt.
Der Brunnen
erscheint ihm ideal,
um zu
lindern der Kerze Qual.
Ist die
Kerze wieder drin,
springts
Moped her und hin
bis es eine Richtung wahrt,
dann kommt
es zu einer raschen Fahrt.
Beim
Schalten muß man ihn loben,
man hört
ihn rufen, hört ihn toben
bis er den richtigen Gang eingelegt
und er die Straße aufwärtsfegt.
Abwärts
wird’s Moped ausgemacht,
den Gang
hinein, dass es kracht,
die
Milchkannen sieht man hängen
und es beginnt das Heimwärtsrennen.
So geht es
Tag ein, Tag aus,
er kommt
und geht mit Saus und Braus,
man sieht
das es ihm Freude macht,
wenn’s
Moped unter seinem Hintern kracht. – V i v a t!
Die Kerben
sind seit langer Zeit
Orte der echten Fröhlichkeit.
Sie gab es
schon in jenen Jahren,
als wir
noch nicht zugegen waren.
Den
Kerbespruch in diesem Jahr
erbitten wir zu kaufen, wie Jahr um Jahr
und bitte in bar,
dass ist
doch jedem klar.
Die Jugend Bärstadts, hört gut hin´,
hat mit dem
Erlös nur Gutes im Sinn (Prost)
Sie dankt Euch allen tausendmal,
für jeden
Pfennig von mal zu mal. – V i v a t!
Doch nun
wird Schluß gemacht,
ihr habt
euch bestimmt halb tot gelacht,
über
Sachen, die es gibt und gab
und die das traurige Herz erlabt.
Wir gehen
jetzt in den Saal hinein
und trinken den guten Wein.
Die Musik
wird uns die Sorgen vertreiben
und uns durch drei tolle Tage geleiten.l
Herein darf nur wer singt und lacht
und beim Tanzen keine böse Miene macht,
denn es
kann nichts schöneres geben,
als Bärstadts Kern hier mitzuerleben. – V i v a t